TRAVEL
Keltische Vergangenheit
Irland ist keltisch geprägt, es gilt als das keltische Land schlechthin. Es blieb bis ins frühe Mittelalter, als die Wikinger die irischen Küsten angriffen, von fremden Eindringlingen verschont. So konnte sich eine sehr eigenständige Kultur entwickeln, die bis in die heutige Zeit nachwirkt. Die christlichen Mönche schrieben auf, was ihnen erzählt wurde. Dabei vermischten sie historische Fakten mit Überlieferungen und daraus entstand jene sagenhafte Darstellung des keltischen Lebens, die heute die irische Mythen-, Sagen- und Märchenwelt bereichert.
Ein Wechselspiel von Licht und Farben
Ich schliesse die Augen und zugleich öffnen sich Bilder, die sich mir während unzähligen Wanderungen durch die irische Landschaft im Südwesten, Westen, Nordwesten und Nordirland eingeprägt haben. Bilder, wie in einem ständig wechselnden Kaleidoskop aus Licht und Farben. Zu Irlands Provinen Leinster, Munster, Connacht und Ulster gehören einige der eindrücklichsten und faszinierendsten Naturlandschaften Europas. Ich denke an die Mourne Mountains, die Antrim Coast Road, an Donegal mit seinem Atlantic Drive, an Connemaras Moorlandschaften und seinen lieblichen Seen inmitten imposanten Bergkulissen, an die atemberaubende Aussicht vom Muckish Mountain, Mt. Errigal, Torc Mountain, die weissen Sandstrände, umspült von kristallklarem Wasser, in dem sich je nach Wetter und Tageszeit die wildesten Farben des Himmels spiegeln. Ich denke an die atemberaubenden Klippen am Slieve League und die Cliffs of Moher oder an die Karstlandschaften des Burren mit seinen seltenen Pflanzen, die gleichsam aus den Felsen herauswachsen oder an die mystische Seenlandschaft rund um Killarney.
Der Atlantik bringt frische, saubere Luft. Zwar bringt er auch Regen, doch die Sonne lässt nie lange auf sich warten und zaubert, gleichsam als Entschuldigung, einen herrlichen Regenbogen.
Ein Strahl des hellen Lichts ...
... hat der Heilige Patrick den irischen Kelten gebracht. Und mit ihm vollzog sich die Wandlung vom Irland der Klöster, zur Insel der Heiligen und Gelehrten. Irische Klöster entwickelten sich zu Stätten des Wissens und der Gelehrsamkeit der damaligen Zeit. Irische Missionare lehrten den christlichen Glauben, indem sie wichtige traditionelle Vorstellungen der Kelten in die neue Religion aufnahmen. Damit bewahrten sie viele keltische Relikte, für die die irische Kultur heute berühmt ist.
Die grosse Hungersnot
Kein Ereignis der neueren Geschichte Irlands hat sich so tief in die irische Seele eingeprägt, wie die grosse Hungersnot vor rund 160 Jahren. Kein Schriftsteller, kein Theaterregisseur, kein Liedermacher, kein Bildhauer, der sich nicht diesem Thema angenommen hätte. Spannend lesen sich die unzähligen Geschichten, mit offenem Mund lauscht man den Berichten. Hilflosigkeit, Trauer, Schmerz für jene, die dabei das Leben verloren; Wut auf jene, die das alles geschehen liessen, vor allem aber Hochachtung für jene, die das Unmögliche geschafft haben, indem sie in Massen ausgewandert sind nach Amerika, Australien oder Neusee-land. Sie haben ihre Musik mitgenommen und auch ihre Traditionen, die bis heute im hintersten Winkel der Welt gespielt und gelebt werden. Ja, die Iren sind ein starkes Volk mit einem eisernen Willen und sie sind stolz auf ihre Vergangenheit.
Irlands Küste ist rund 5500 Kilometer lang und man ist nie mehr als 110 Kilometer vom Meer entfernt. Kein Wunder, dass auch das Wasser die Menschen geprägt hat. Freud und Leid ist bei den Küstenbewohnern, die oft genug als Fischer ihr Leben aufs Spiel setzen, nah' beieinander. So erzählt der irische Schriftsteller Maurice O' Sullivan mit viel Witz und Humor die Erlebnisse seiner aussergewöhlichen Jugend auf Great Blasket Island vor der irischen Westküste: "Ein grosses, fremdes Schiff zerschellte an den Klippen und das Meer war voll der schönsten Dinge: Büchsen, Mehlfässer, mächtige Kisten, manche voll mit köstlichen Delikatessen, Kleider, Mützen, Gewürzen, Tee etc. Für ganze fünf Wochen viel die Schule aus, um das Strandgut zu bergen".
Herzliche Gastfreundschaft
Ob Sie durch Donegals raue und karge Moore wandern oder in der karstigen Felslandschaft des Burren seltene Pflanzen bestimmen, ob Sie im Connemara National Park durch Märchenwälder streifen oder die Leuchtturm-Romantik am Malin Head suchen, Sie werden ein kontrastreiches Land mit vielen Facetten kennenlernen und dazu gehört nicht zuletzt auch die herzliche Gastfreundschaft der Menschen. Sie kommen von einer aussichtsreichen Wanderung zurück ins malerische Hafenstädtchen Dunfanaghy und kehren in einem gemütlichen Pub ein. Der Wirt zapft frisches Guiness und mit dem letzten Tropfen zaubert er ein irisches Kleeblatt auf den weissen Schaum. Oder Sie sind glücklich und zufrieden, hungrig und müde vom Mt. Errigal zurück und bestellen im Dunlewy Lakeside Center einen Afternoon Tea. Ihr Tee duftet verlockend und die hausgemachten Kuchen schmecken himmlisch. Nach einer herrlichen Wanderwoche sind Sie mit sich und der Welt zufrieden und wissen nun aus eigener Erfahrung:
Irland ist dort, wo die Erde und der Himmel, wo Regen und Wind, wo Sonne und Wolken noch zu den Menschen sprechen.
Franz Schneider
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